Die Kultur des Stammes der Rhuor: Unterschied zwischen den Versionen
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Es gibt im Heer der Rhuor die Bogenschützen, leichte und schwere Fußtruppen und inzwischen auch berittene Schützen und leichte Reiterei. Allerdings würden die schweren Fußtruppen der Rhuor bei anderen Völkern bestimmt nicht als schwer angesehen. | Es gibt im Heer der Rhuor die Bogenschützen, leichte und schwere Fußtruppen und inzwischen auch berittene Schützen und leichte Reiterei. Allerdings würden die schweren Fußtruppen der Rhuor bei anderen Völkern bestimmt nicht als schwer angesehen. | ||
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Version vom 9. Juli 2022, 12:38 Uhr
Die Kultur des Stammes der Rhuor
Autor: Dur'chai Talvas
Ich, Hochlord Dur'chai Talvas, möchte nun den Edlen Erkenfaras etwas über die Entstehung und Lebensweise des Stammes der Rhuor berichten. Zuerst höret die Geschichte von meinem Vorfahren Tuvoi und seinem Treffen mit dem heiligen Hirsch Coll Muin.
Es geschah etwa 50 Jahre nach Beendigung des Akeinar, die Reiche der Menschen waren zerschlagen und die Armeen vernichtet, daß Tuvoi Talvas, einer der letzten Fürsten und ein Anhänger des Gottes Tennin, den großen Wald Vachal auf der Jagd durchstreifte. Er wanderte Richtung Süden, dem Chai Mnorh entgegen und folgte hierbei in etwa dem Lauf des Dlago Kiren, dem Lebensfluß. Als er drei Tage hintereinander keines einzigen Hirsches ansichtig geworden war, wurde er langsam ungeduldig und begann sich zu fragen, was aus dem einstigen Wildreichtum des Chlen Vachal geworden sei.
Er beschloß, an einer Furt des Kiren zu lagern. Früher war er oft mit seinem Vater zum Jagen hierher gekommen, denn diese Furt war der einzige Wildwechsel über der Kiren im Umkreis einiger Tagesmärsche.
Doch auch hier wartete Tuvoi schon zwei Tage lang vergeblich, ehe er in der Morgendämmerung des dritten Tages ein Geräusch zu hören glaubte. Dieses Geräusch klang wie der Ruf eines ausgewachsenen Hirsches, und doch meinte Tuvoi, er vernehme seinen Namen im Rufen des Hirsches. Sofort erstieg er einen Baum und starrte angestrengt in den Morgendunst, welcher über der Furt lag. Zuerst hörte er nur das leise Plätschern von Wasser, dann plötzlich erkannte er die Umrisse eines großen Hirsches.
Obwohl Tuvoi gute und geschulte Augen besaß, konnte er den Hirsch immer noch nicht richtig erkennen. Er waberte wie ein Schemen durch den Dunst. Und dann trat der Hirsch aus dem Dunst hervor und Tuvoi erkannte zu seiner Verwunderung, daß er hier einen Hirsch von reinstem Weiß gefunden hatte. Sofort ergriff er seinen Bogen, legte an und gerade in dem Moment als er schoß, sprang der Hirsch zurück in den Dunst und entschwand. Tuvoi kletterte verwundert und fluchend vom Baum und machte sich an die Verfolgung des Hirsches.
Er überquerte den Fluß und untersuchte den Boden nach Spuren des Hirsches, doch solange er auch suchte; er konnte nichts finden. Als er sich fragend aufrichtete, sah er ihn sich undeutlich im Dunst von ihm ab nach Süden wenden. Tuvoi ergriff seinen Bogen und begann ihm vorsichtig zu folgen, doch so sehr er sich auch beeilte, er konnte sich dem Hirsch nicht nähern. Als er gegen Mittag eine Rast einlegte bemerkte er, daß auch der Hirsch anhielt.
Auch fiel ihm auf, daß entgegen der Jahreszeit der Morgendunst sich in einen dichten Nebel gewandelt hatte. Nach etwa einer halben Stunde begann der Hirsch weiter zu laufen. Wieder versuchte Tuvoi ihn einzuholen und konnte ihm doch wieder nur folgen. Als der Abend näher rückte, beschloß Tuvoi weiter zu gehen in der Hoffnung, der Hirsch hielte an. Dieses Vorhaben jedoch gab er gegen Mitternacht auf und entschied trotz der Gefahr, den Hirsch zu verlieren, etwas zu schlafen.
Am nächsten Morgen war der Nebel immer noch vorhanden und auch die Umrisse des Hirsches tauchten wieder im Nebel auf. Nachdem Tuvoi gegessen hatte, setzte der Hirsch sich wieder in Bewegung. Jetzt aber verließ er die Richtung am Kiren entlang und zog direkt nach Süden dem Chai Mnohr entgegen. Am folgenden Tag erreichten sie das Hochland, aber sonst blieb alles beim alten; Tuvoi konnte den Hirsch auch hier nicht einholen und auch der Nebel machte keine Anstalten sich zu lichten. Schließlich begann das Gelände weiter zu steigen und sie erreichten den Fuß des Shen Kaitar. Hier nun hoffte Tuvoi den Hirsch endlich zu stellen, doch auch das Gebirge schien den Hirsch nicht aufhalten zu können.
Einen Tag darauf bemerkte Tuvoi zu seiner Linken einen großen Bach, sie waren wieder an den Dlago Kiren zurückgekehrt. Einen weiteren Tag später erreichten sie die Quelle. Hier nun hielt der Hirsch an und auch der Nebel lichtete sich, so daß Tuvoi den Hirsch zum erstenmal in voller Schönheit erblickte. Sofort ließ er den bereits gespannten Bogen wieder sinken, denn er hatte noch nie in seinem Leben einem Wesen von solcher Schönheit und Vollkommenheit gegenüber- gestanden.
Und dann sah er dem Hirsch in die Augen und bemerkte eine tiefe und verborgene Weisheit. Das Fell des Tieres schimmerte in reinstem Weiß, sein dreizehnendiges Geweih war von perfektem Wuchs und seine Augen funkelten im vollkommensten Violett das Tuvoi je erblicken sollte. Und plötzlich war ihm als vernehme er eine Stimme:
"Tuvoi Talvas, Sohn von Tunij ich bin Coll Muin und habe dich hier an die Quellen des Kiren geführt, der Lebensader des einst so mächtigen Reiches, weil du, Tuvoi, der letzte aus dem großen Geschlecht der Talvas auserwählt bist, die Kinder Tennins in Zukunft zu führen. Besinnt euch auf die Anfänge der Zeit und kehrt auf die Bäume zurück, denn dort könnt ihr in Zukunft ein friedvolles Leben führen. Zum Zeichen deines Anspruches findest du in der Quellhöhle des Kiren das Schwert Vringalu. Kehre mit ihm nach Hause zurück, sammle die Kinder Tennins um dich und besiedele mit ihnen die Bäume tief im Chlen Vachal.
Wenn du Rat brauchst, kannst du mich in jeder mondlosen Nacht an der Furt unseres ersten Treffens finden. Leb wohl Tuvoi und möge Tennin dich behüten."
Dann richtete Coll Muin sich auf seinen Hinterläufen auf und sprengte das Gebirge hinab zurück zum Chlen Vachal. Tuvoi hingegen verharrte einige Minuten am selben Platz und ging dann langsam in die Höhle, wo er auf einem großen Steintisch liegend das Schwert Vringalu fand. Mit diesem Schwert gegürtet, kehrte er in den Wald zurück und tat wie ihm geheißen. Um den Neuanfang zu unterstreichen, legte er das alte Wappen der Talvasab und wählte sich ein neues: Einen liegenden weißen Hirsch auf violettem Hintergrund.
Dies alles fand im Monat Rim statt, der seither Muin heißt und am ersten Tag dieses Monats beginnen die Rhuor ein dreitägiges Fest zu Ehren Coll Muins, Tuvois und des erwachenden Frühlings.
Nachdem Tuvoi vom Treffen mit Coll Muin zurückgekehrt war, versammelte er alle Anhänger Tennins wie ihm geheißen ward und berichtete von seinem Erlebnis, was großen Aufruhr unter den Gläubigen zur Folge hatte. Er stellte sie vor die Wahl ihm zu folgen, oder zurückzubleiben und ihr Glück auf eigene Faust zu versuchen.
Und tatsächlich, die meisten Leute folgten ihm, da sie vom Krieg ermüdet und ohne viel Hoffnung waren. So zogen die Anhänger Tennins, deren Zahl bis heute nicht bekannt ist, in die Tiefen des Chlen Vachal. Hier hielten sie ein drei Tage dauerndes Zu'ur ab, wo sie beschlossen, vorerst nur am Boden zu leben bis sie die geeigneten Bäume gefunden und diese zur Besiedlung vorbereitet hätten.
Nach drei Tagen der Suche hatten sie genügend geeignete Bäume gefunden und konnten mit dem Ausbau beginnen. Sie bauten Plattformen in den Kronen der Bäume, damit sie vom Boden aus möglichst nicht zu entdecken seien. Nachdem diese Plattformen, Sakbes genannt, fertiggestellt waren, wurde das Lager vom Boden in die Bäume verlegt. Als auch die Behausungen fertiggestellt waren, riefen die Priesterinnen erneut ein Zu'ur ein. (Hier ernannten sie einen Rat der ältesten Frauen um Tuvoi Talvas zur Erarbeitung von Gesetzen für die neue Gemeinschaft.)
Nachdem sie sehr lange beraten hatten, gaben sie bekannt, daß sie sich in Zukunft als das Volk der Rhuor bezeichneten, was die 'Bäumer' bedeutet. Tuvoi wurde vom Rat zum Li'vannh erwählt. Dieser Titel bedeutet in etwa 'Herr der Wipfel'.
Dieser Titel ist vererblich, kann aber vom Ältestenrat, welcher traditionell von den Frauen gebildet wird, wieder entzogen werden. Auf die hierfür nötigen Gründe muß an anderer Stelle eingegangen werden. Nachdem das Volk diesen und anderen Beschlüssen seine Zustimmung gegeben hatte, wurde ein großes Fest veranstaltet. In den nächsten Tagen wurden dann die passenden Bäume für den Palast des Li'vannh und den Tempel gesucht und mit den Arbeiten begonnen. So war das Leben der Rhuor im ersten Jahr ihrer Rückkehr auf die Bäume größtenteils vom Ausbau ihrer Sakbes bestimmt.
Nachdem Tuvoi 20 Jahre geherrscht hatte und das Leben einigermaßen friedvoll war, verstarb er. Sein Sohn Ha'akos übernahm das Amt des Li'vannh. Einige Generationen später jedoch übernahm Tunij Talvas das Amt des Li'vannh und unter seiner Führung begann der Konflikt mit den Reyün. Unter seinem Nachfolger Myrdon eskalierte dann der Konflikt zu einem offenen Krieg. Als dann Myrdons Tochter auch noch ihre Liebe zu Kedrin Hel, dem Lord der Melam Kel bekannte und ihn heiraten wollte, ließ Myrdon seine Tochter wegen Hochverrats verhaften und zum Tode verurteilen.
Nun jedoch handelte endlich der Rat der Ältesten und setzte Myrdon ab. Zu seinem Nachfolger ernannten sie Bevan Talvas, Myrdons Neffen. Dieses versuchte Myrdon mit Hilfe seiner Leibgarde zu verhindern. Da der Rat der Ältesten jedoch sehr viel Ansehen im Volk hatte und seine Entscheidungen immer respektiert wurden, gab es einen Aufruhr, in dessen Verlauf Myrdon verhaftet und für immer verbannt wurde.
Während dieses Aufstandes wurde auch der Tennin Tempel gestürmt, da die Rhuorer inzwischen jeden Glauben an die Aufrichtigkeit ihres Gottes verloren hatten, denn seit der Herrschaft von Tunij unterstützten die Priesterinnen den Konflikt mit den Reyün. Die verbliebenen Priester und Gläubigen konnten jedoch mit allen Reliquien und auch dem Schwert Vringalu fliehen.
Es ist bis heute nicht bekannt, was aus den Priesterinnen und dem Schwert geworden ist, doch ich glaube, sie haben irgendwo im Chlen Vachal einen neuen Tempel erbaut, dessen Lage nur den verbliebenen Gläubigen bekannt ist.
Kurz nach diesem Aufstand heiratete Suevi Kedrin Hel, der bald darauf die drei Stämme einte und zusammen mit Bevan, Rehal Estorya (dem Herrscher der Reyün und Lord Pel Hee'sa (dem Ratsvorsitzenden der Melam Kel) das neue Reich Vir'Vachal gründete.
Im Jahre 47 der Zeitrechnung Vir'Vachals übergab Bevan den Titel des Li'vannh an mich. Im Jahre 58 erwählte der Hohe Rat mich zum Hochlord; daher gab ich das Amt des Li’vannh an meinen Stamm zurück. Der Rat der ältesten Frauen übertrug es Ruhike Tahryn.
Wenn der Li’vannh auf der Feste Fendarl Kendrethan weilt, die größtenteils von Rhuor besetzt wird oder andersweitig verhindert ist, führt der Ältestenrat unter dem Vorsitz meiner Mutter Ivi die Geschicke des Stammes.
An dieser Stelle möchte ich nun über die Art des Lebens auf den Bäumen des Chlen Vachal berichten:
Die meisten Rhuor leben nach wie vor über große Teile des Chlen Vachal verstreut auf ihren traditionellen Sakbes (Wohnplattformen) in den Bäumen. Die Sakbes befinden sich grundsätzlich in den belaubten Regionen der Bäume und bleiben auf diese Weise vom Boden aus meist unsichtbar. Von dort aus werden die Sakbes gewöhnlich durch Strickleitern oder Seile erreicht. Vereinzelt trifft man auch auf Treppen an den Bäumen (dies jedoch erst seit einigen Jahren) oder auf Treppen im Inneren alter, teilweise abgestorbener Bäume. Zwischen den meisten mit Sakbes versehenen Bäumen ist es möglich, durch Brücken hinüber zu wechseln. Diese Brücken bestehen entweder aus reinen Seilkonstruktionen (ein Laufseil und zwei Halteseile, eventuell mit Abspannungen) oder aus Seil / Holz- kombinationen. Die zweite Methode ist seit der Vereinigung der drei Stämme zur bestimmenden Bauform geworden, da sie für Nicht-Rhuor weniger Probleme schafft. Die meisten Sakbes beschränken sich auf einen Baum. Sie bestehen zum größten Teil aus einer soliden Bodenkonstruktion aus starken Holzbohlen, die mit kräftigen Stämmen und unter Zuhilfenahme der vorhandenen Äste sicher in der Baumkrone gelagert werden. Auf diesen Plattformen werden dann um den zentralen Stamm herum meist runde 'Hütten' errichtet, die etwa 2 Meter hoch sind. Danach bildet eine neue Astebene das Dach und auch den Boden der zweiten Ebene. Fast alle Sakbes haben zumindest drei solcher Ebenen. Die Hütten werden aus dem besonders leichten, aber relativ stabilen Holz des Prachai-Baumes gebaut. Die Inneneinrichtung der Hütten besteht auch zu großen Teilen aus diesem Holz.
Die einzelnen Zimmer auf einem Sakbe sind radial um den Stamm angeordnet und üblicherweise alle von einem Zentralgang am Stamm aus zu erreichen. In diesem Zentralgang, Vadri genannt, befinden sich auch die Treppen zu den weiteren Ebenen. Die Küchen bestehen nie aus Prachai Holz, da dieses zu leicht entflammbar ist. Hier wird eine etwas schwerere Holzart verwendet, die mit einem Gemisch aus dem Öl einer Waldfrucht, einer bestimmten Bodenart und dem Harz eines besonderen Baumes imprägniert nahezu unbrennbar ist.
An den Kochstellen findet man zusätzlich noch eine Blechverkleidung. Das übliche Brennmaterial zur Befeuerung der Kochstellen ist seit der wieder-gewonnenen Freundschaft mit den Reyün heute meist Koks. Früher verwendete man hauptsächlich totes Holz oder Holzkohle.
In den Schlafräumen der Rhuor findet man keine Betten. Die Meisten schlafen auf Pflanzenfasermatten auf dem Boden oder (besonders die Kinder und Alleinstehenden) in Hängematten.
Gegessen wird üblicherweise auf dem Boden auf Kissen aus dem selben Material sitzend, von niedrigen Tischen. Das verwendete Geschirr bestand früher fast ausschließlich aus lasiertem Holz. Heute hingegen findet man auch häufiger Geschirr aus Glas, Metall oder Steingut.
Im Gegensatz zu den gewöhnlichen 'Wohn'Sakbes, die nur einen Baum benutzen, findet man auch wenige Bauwerke über mehrere Bäume. Bauwerke dieser Art sind zum Beispiel der Li'vannh Palast im Herzen des Chlen Vachal der sich über fünf der größten Bäume des Waldes erstreckt. Der Li'vannh Palast ist allerdings nicht nur Wohnort für den Li'vannh und seine Familie, sondern auch Sitz verschiedener Organisationen, zum Beispiel des Obersten Gerichts. Auch existiert hier ein großer Festsaal für die verschiedensten Zeremonien und Anlässe. Der Li'vannh und seine Familie bewohnt höchstens (je nach Umfang der Familie) zwei Fünftel des Palastes.
Auf einem Weiteren dieser mehrbaumigen Sakbes stand der Tennin Tempel, der während des Aufstandes im Jahre von Tirnan Og zerstört wurde.
Ebenfalls auf mehreren Bäumen errichtet ist das Haus des Rats der Ältesten, die Shirya, mit dem dazugehörigen Versammlungsplatz. Dieser riesige Platz ist die wohl eindrucksvollste Plattform im ganzen Wald. Der Versammlungsplatz, Shi'i genannt, ist teilweise mit Gras bepflanzt worden, wird von Blumenbeeten geschmückt und beherbergt sogar einen kleinen Teich.
Auf der Shi'i versammelt sich das Volk zu Abstimmungen und wenn Li'vannh oder der Ältestenrat eine wichtige Entscheidung verkünden. Im Jahre von Tirnan Og wurde die Shi'i durch den großen Aufruhr fast vollständig zerstört und es dauerte über ein Jahr, bevor sie wieder genutzt werden konnte. Außerdem wird der Platz mehrfach im Jahr für größere Festlichkeiten und regelmäßig für einen Markt benutzt. Das Haus der Ältesten befindet sich am Rand der Shi'i. Hier beraten die Frauen, die dem Rat angehören und einige von ihnen leben auch hier.
Die Shirya darf nur von Frauen betreten werden und auch nur von solchen, die eine Erlaubnis der Ältesten haben.
Die Familien
Während der Anfänge des Reiches von Vir'Vachal, bewohnten noch etwa vier bis fünf Familien zusammen ein Sakbe. Dies hat sich inzwischen dahingehend geändert, daß nun höchstens noch zwei verschiedene Familien auf einem Sakbe anzutreffen sind. Dies wird unter Anderem dadurch bedingt, daß die Familien "größer" geworden sind. Die meisten Rhuor bilden inzwischen Großfamilien über mehrere Generationen, wohingegen es vor zehn Jahren noch üblich war, daß verheiratete Kinder die Eltern verließen.
So lebt auch heute die alte Tradition wieder auf, daß die älteste Frau als "Familienvorstand" gilt. Diese Sitte war, bis auf den Ältestenrat, einige Zeit recht selten geworden.
Die durchschnittliche Familie besteht zur Zeit aus den Großeltern, ihren zwei bis drei Kindern und deren Familien. Üblicherweise ist es so, daß die Verheirateten in die Familie des Mannes aufgenommen werden. Es ist bei den Rhuor auch durchaus üblich, daß die Frau auch oder alleinig einem geregelten Beruf nachgeht.
In den Jahren ihrer totalen Abgeschiedenheit von den anderen Völkern Vir'Vachals gab es praktisch keinen Handel. Die meisten Rhuor waren Selbstversorger. Dieses wurde durch den Umzug in den Wald auch noch verstärkt. Einzig und alleine die Gilden der Bogenmacher und Sakbebauer konnten als Händler bezeichnet werden.
Heute gibt es in ganz Vir'Vachal einen lebhaften Handel innerhalb und zwischen den Stämmen.
So kann man bei den Rhuor heute Glaswaren, Schmiedewaren, Boote, Häuser und sogar Metallrüstungen finden. Auf der anderen Seite ist zumindest in jeder größeren Stadt ein rhuorisher Bogenmacher ansässig. Außerdem stellten sich einige Sakbebauer etwas um und liefern heute die solidesten Wagen und Karren in alle Ecken und Enden von Vir'Vachal. Auch das für die Rhuor typische Getränk, der Dhalev, ist inzwischen beinahe im ganzen Reich erhältlich.
Nach diesem Abschnitt über das Leben im Wald, komme ich jetzt zur politischen Organisation des Stammes. Hier wird auch der Ältestenrat erklärt.
Bei den Rhuor gibt es zur Zeit noch drei der alten Fürstengeschlechter aus alter Zeit. Das mächtigste Geschlecht ist das der Talvas, die seit der Abspaltung den Li'vannh stellen. Daneben gibt es noch die Tahryn, die Aquo und die Eyil. Diese drei "Häuser" stellen die höchsten militärischen Ämter, die für gewöhnlich von den Lords selbst besetzt werden. Die ältesten Frauen der vier Geschlechter gehören auch automatisch dem Ältestenrat an. Ruhike Tahryn trägt zur Zeit den Titel des Kerek'tu und ist als der Höchstgestellteste anzusehen. Dhich'une ist zur Zeit Inzax Eyil und Eadh Aquo hat den Kem'nanh Titel in seiner Familie. Diese Titel, und die damit verbundene Macht können vom Ältestenrat genommen werden.
Der Ältestenrat
Der Ältestenrat besteht neben den vier ältesten der "Häuser" noch aus drei vom Volk zu wählenden Frauen. Diese Frauen müssen natürlich auch bereits Familienvorstand sein und dürfen nicht jünger als vierzig Jahre sein. Hierdurch hat der Rat sieben Mitglieder und um den vier "Häusern" nicht auch hier zuviel Macht zu geben, braucht eine Entscheidung im Rat fünf Zustimmungen. Tatschlich hat sich diese Regelung bisher als zum Glück überflüssig erwiesen, da die Ältesten der "Häuser" ihre Familieninteressen immer hinter die Volks-interessen zurückstellten.
So sprach zum Beispiel Ruis, die Mutter des Li'vannh Ha`akos im Rat vehement für eine Absetzung ihres eigenen Sohnes.
Der Ältestenrat hat mehrere Funktionen:
- Die Überwachung des Li'vannh.
Hieraus resultiert die Möglichkeit, daß der Ältestenrat die Macht hat, ihn abzusetzen und einen neuen Li'vannh zu wählen.
Der Wahl des neuen Li'vannh muß allerdings vom Volk zugestimmt werden.
Sollte das Volk keinem vom Ältestenrat ernannten Li'vannh seine Zustimmung geben, so muß der alte wieder eingesetzt werden.
- Die Bildung des Oberen Gerichts
Zusammen mit dem Li'vannh und dem Kerek'tu bildet der Ältestenrat das Obere Gericht.
- Überwachung der drei "Häuser"
Der Ältestenrat kann die Titel entziehen und neu vergeben.
Die Gerichte
Es gibt drei verschiedene Gerichte, das Obere, das Niedere und das Gilden-gericht. Das obere Gericht ist für Kapitalverbrechen zuständig und ernennt das niedere Gericht.
Das niedere Gericht behandelt alles, was nicht vom oberen Gericht, den Familien oder dem Gildengericht behandelt wird. Außerdem überwacht es das Gilden-gericht, damit hier keine autonome Rechtszone entsteht.
Das Gildengericht behandelt Streitigkeiten innerhalb der Gilden, muß Kapitalverbrechen aber dem oberen Gericht überstellen. Hier darf dann jedoch eine unverbindliche Urteilsempfehlung gegeben werden. Seine Hauptaufgabe liegt aber im Behandeln gildenspezifischer Fälle, zum Beispiel die Bestrafung offensichtlich schlampiger Arbeit. So wurde einst ein Sakbebauer verbannt, nachdem ein unter seiner Leitung erbautes Sakbe eingestürzt war. Die Verbannung wurde vom oberen Gericht bestätigt.
Das obere Gericht ist als höchste Instanz berechtigt, die Entscheidungen der unteren Gerichte neu zu verhandeln. Dies geschieht normalerweise nur auf Antrag, kann aber auch ohne diesen geschehen.
Muß das obere Gericht über den Li'vannh oder den Kerek'tu Recht sprechen, so übernimmt der Ältestenrat diese Aufgabe. Gilt es ein Urteil über ein Mitglied des Ältestenrates zu fällen, rückt der nächsthöchste Lord für diese Älteste in das Gericht.
Das härteste Urteil ist die Todesstrafe, die aber nur sehr selten verhängt wird. Häufiger wird der Verurteilte statt dessen auf Lebenszeit verbannt. Überhaupt ist die Verbannung, ob auf Zeit oder für immer eines der meistgebrauchtesten und gefürchteten Urteile des oberen Gerichts.
Die Armee Die Armee untersteht dem Li'vannh, der als höchster General (Shu'ure) jederzeit das Kommando übernehmen kann. Ansonsten wird die Armee vom Kerek'tu, dem Dich'une und dem Kem'nanh geführt. Diese drei bilden als gleichgestellte Shu'ures auch den obersten Befehlsstab unter dem Li'vannh. Die Armee besteht aus einigen Berufssoldaten, im Kriegsfalle werden aber alle tauglichen Frauen und Männer zu den Waffen gerufen.
Es gibt im Heer der Rhuor die Bogenschützen, leichte und schwere Fußtruppen und inzwischen auch berittene Schützen und leichte Reiterei. Allerdings würden die schweren Fußtruppen der Rhuor bei anderen Völkern bestimmt nicht als schwer angesehen.